Die Kurt Krolop Forschungsstelle lädt alle Interessierten herzlich zur internationalen Tagung ein, die vom 30.03. bis 01.04.2023 im Goethe Institut Prag stattfinden wird.
Franz Kafka wurde bisher vor allem als moderner Großstadtautor wahrgenommen. Prag bildete und bildet den spezifischen und unhintergehbaren Hintergrund für sein Leben und Schaffen. Allerdings: Ein recht großer Teil der Werke Kafkas ist in genuin ländlichen Milieus verortet und von spezifisch dörflichen und ruralen Topographien geprägt. Sei es nun im SCHLOß, im LANDARZT oder vielen weiteren Erzählungen, Notizen und Tagebucheinträgen: immer wieder wendet sich das Kafkasche Schreiben der Bewegung über Land und dem Leben auf dem Land zu. In den (nur vermeintlich) überschaubaren und narrativ kontrollierbaren (Versuchs-)Räumen des Dörflichen und Ländlichen bearbeitet und reflektiert es u.a. biographische Erfahrungen, psychische Vorgänge, soziale Verhältnisse, religiöse Vorstellungen, kollektive Mythen sowie subjektive Wahrnehmungsweisen von Raum, Zeit und Selbst – und unternimmt damit sowohl erkenntnistheoretische als auch lebenspraktische Erkundungen. Dörfer und Landschaften werden dabei zu mehrdeutigen Modellen, in denen sich die Gegenwartserfahrungen und -erkundungen bewegter und bewegender Zeiten erzählerisch verdichten. Aber auch in den städtischen Settings finden sich immer wieder rurale Stoffe, Motive und Topoi eingelassen. Urbanität und Ruralität verschränken sich zunehmend. In ihnen treffen Vormoderne und Moderne, Büro und Kneipe, Bauern und Beamte aufeinander und werden als miteinander verschlungen erzählt und gedacht.
Vor diesem Hintergrund will die Tagung den Spuren des Ländlichen im Gesamtwerk Kafkas nachgehen und die mehrdimensionalen ruralen Topographien – die symbolischen Ländlichkeiten wie auch die ländlichen Symboliken – neu vermessen.
Programm: Flyer_Landvermessungen
Die Konferenz wird organisiert in Kooperation mit dem Goethe-Institut Prag und gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung und dem DAAD.